Panik beim Tauchen

Panik beim Tauchen
Panikattacken beim Tauchen. Foto: © Pavel_A - Fotolia.com

Panikattacken beim Tauchen: Wie entstehen sie und was kann man vorbeugend tun?

Taucher können sich noch so oft sagen: „Immer cool bleiben, egal was passiert“. Wenn plötzlich ein Schalter umgelegt wird und die Angst sich zu einer Panikattacke entwickelt, helfen auch die besten Absichten nicht mehr. Wie lassen sich die Vorboten erkennen und was kann jeder selbst dagegen tun? Im Folgenden werden Hintergründe erläutert und einige Tipps gegeben.

Angst ist eine sinnvolle Emotion

Im Volksmund heißt es, Angst sei ein schlechter Ratgeber. Das ist für den Fall richtig, dass jemand aus Furcht Dinge macht, die er normalerweise niemals getan hätte. In der Natur setzt Angst ungeahnte Kräfte frei, die einer Beute ermöglicht, dem Raubtier zu entkommen.

Angst ist eine überaus sinnvolle Emotion. Sie schützt uns vor Übermut und Tollkühnheit. Angst versetzt Menschen psychisch und physisch in den Zustand erhöhter Wachsamkeit. Sporttaucher sollten akzeptieren, dass jeder von Furcht betroffen sein kann. Auch erfahrene Taucher sind nicht dagegen gefeit und niemand muss sich dafür schämen. Bei vielen Tauchzwischenfällen spielt das Thema Angst eine Rolle. Aufgrund der eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten unter Wasser ist oft nicht leicht zu erkennen, ob der Buddy davon betroffen ist.

Welche Faktoren können Angst auslösen?

Beim Tauchen begünstigen verschiedene Faktoren das Auftreten von Angstzuständen. Dazu zählen äußere Faktoren wie: schlechte Sichtverhältnisse, Dunkelheit, Blauwasser, undichte Tauchmaske oder ein vereister Atemregler. Körperliche Einflüsse wie Erschöpfung, Seekrankheit, Kälte oder Restalkohol können ebenfalls Angst auslösen. Nicht zu unterschätzen sind psychologische Faktoren wie Gruppendruck oder ein mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Ausrüstung und den Tauchpartner.

Warnzeichen einer Panikattacke frühzeitig erkennen

Weit aufgerissene Augen und verzweifelte Gesten, um auf sich aufmerksam zu machen; dann ein plötzlicher Aufstieg ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit: Manche Taucher haben schon einmal erlebt, dass der Buddy in der Tiefe eine Panikattacke erlitt. Wenn man merkt, dass die Panik hochsteigt, darf die Situation auf keinen Fall außer Kontrolle geraten. Dadurch verhindert man, dass sich das Ganze zu einer Katastrophe hochschaukelt.

Laut Kell Levendorf, einem Sachverständigen für Tauchunfälle und Berater der US Navy, ist es wichtig, die Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen. Dadurch lässt sich eine Paniksituation entschärfen. Levendorf gibt Tauchern folgenden Ratschlag: „Wenn Sie bemerken, dass Ihr Tauchpartner in Panik gerät, müssen Sie darauf vorbereit sein, seinen Atemregler festzuhalten, Kontrolle über seine Tarierung zu übernehmen und den Tauchgang sicher abzubrechen.

Woran lässt sich feststellen, ob jemand Angst hat?

Fühlen sich alle in der Gruppe wohl? Wenn nicht, woran liegt es und was kann man dagegen unternehmen? Um zu verhindern, dass sich Angst zu einer unkontrollierten Panikreaktion entwickelt, muss sie rechtzeitig bei sich und anderen erkannt werden. Das gilt nicht nur während des Tauchgangs, sondern auch schon davor.

Folgende Verhaltensweisen können vor dem Tauchgang ein Zeichen von Angst sein:

  • unruhiges, hektisches Auftreten,
  • Schweigsamkeit bei ansonsten lebhaften Personen,
  • ungewöhnliche Gesprächigkeit,
  • schreckhaftes Verhalten,
  • übertriebene Anhänglichkeit.

Unter Wasser lässt sich Unwohlsein anhand verschiedener Gesten oder Verhaltensweisen erkennen. Der Taucher

  • hat einen starren Blick und aufgerissene Augen,
  • bewegt sich in der Tiefe anders als sonst,
  • schaut häufig nach oben, zögert oder verhält sich unlogisch,
  • bleibt ohne ersichtlichen Grund zurück,
  • sucht entgegen seinen Gewohnheiten die Nähe der anderen,
  • hat eine beschleunigte Atmung (an den Luftblasen erkennbar).

Indem man sein eigenes Befinden analysiert, lassen sich Hinweise auf Angst frühzeitig erkennen. Man

  • fühlt sich innerlich unruhig, atmet schneller und der Puls ist erhöht,
  • verspürt einen starken Wunsch, an der Wasseroberfläche zu sein,
  • möchte am liebsten umkehren und den Tauchgang beenden,
  • bildet sich Dinge ein wie: „Wir haben uns vertaucht“ oder „die Luft reicht bestimmt nicht aus“.

Wann steigert sich die Angst zur Panik?

Furcht lässt sich häufig nicht objektiv begründen. Wenn jemand Angst hat, steht er unter Stress. Rationale, kontrollierte Handlungen sind trotzdem noch möglich. Erst wenn die Angst zu einer Panikattacke eskaliert, gerät die Situation außer Kontrolle: Ein plötzlicher, unkontrollierter Anstieg einer überwältigenden Furcht, die häufig von vollkommen irrationalem Denken und Handeln begleitet ist.

Die Ursache der Panikreaktion liegt in unseren evolutionär bedingten Überlebensreflexen. In einer plötzlich auftretenden, lebensbedrohlichen Situation reagieren wir Menschen nicht mehr logisch über die Großhirnrinde. Unsere Handlungen werden dann ausschließlich vom limbischen System (Amygdala) gesteuert. Ohne nachzudenken oder die Situation zu analysieren, reagieren wir auf eine echte oder eingebildete Lebensgefahr mit Flucht. Menschen in Panik sind keinen rationalen Argumenten mehr zugänglich, da die Steuerung der Panikattacke instinktiv und unterbewusst abläuft.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Immer dann, wenn er mit neuen Problemen oder Situationen konfrontiert wird, lösen sie Stress aus. Angst entsteht dann, wenn das Ganze subjektiv als bedrohlich empfunden wird. Jeder kann davon betroffen sein. Wenn man zum ersten Mal eine Höhle betaucht, mit einer starken Strömung in Berührung kommt oder eine unerwartete Notsituation erlebt, kann selbst bei erfahrenen Tauchern Angst auftreten.

Wie verhindert man Panikreaktionen vor und während des Tauchens?

Wenn sich die Angst immer weiter steigert, sollte man versuchen, die Eskalation zu unterbrechen. Am besten beendet man sofort alles, was man gerade macht, atmet tief ein und denkt erst einmal über die Situation nach. Hilfreich ist dabei die Bauchatmung, auch Zwerchfellatmung genannt. Jeder Sänger wird darauf trainiert, nicht in den Brustkorb, sondern in den Bauch zu atmen. Dadurch entspannt sich der Körper und ermöglicht eine bessere Sauerstoffaufnahme in den Blutkreislauf. Zusätzlich wird der Überlebensreflex „Kampf oder Flucht“ unterbrochen.

Alles, was die Sicherheit beim Tauchen erhöht, beugt auch der Angst vor. Folgende Tipps helfen dabei, einem Auftreten von Panik entgegenzuwirken:

  • Auf eine körperlich gute Verfassung achten und Kondition trainieren.
  • Die Tauchausrüstung stets in einem optimalen Zustand halten.
  • Mit verantwortungsvollen und vertrauenswürdigen Buddies tauchen.
  • Notfall-/Sicherheitsübungen und deren Abläufe häufig trainieren. Wenn man sie öfter durchführt, werden sie automatisch in einer echten Notsituation abgerufen.
  • Tauchgänge unter verschiedenen Bedingungen durchführen und dabei Erfahrungen sammeln. An neue Tauchspots behutsam herangehen.
  • Beim Briefing auf umfassende, transparente und ehrliche Informationen bestehen.
  • Sich nicht schämen, Angst und Schwächen zuzugeben. Man sollte dieses Thema offen und ehrlich handhaben.
  • Vor dem Tauchgang eine langsame, tiefe Bauchatmung durchführen.
  • Unter Wasser dem Buddy sofort signalisieren, wenn man sich unwohl fühlt. Dadurch kann frühzeitig gegengesteuert werden.
  • Steigert sich das Unwohlsein, können Blickkontakt, beruhigende Gesten und Berührungen (Händchenhalten) helfen.
  • Ein langsames Aufsteigen kann hilfreich sein.
  • Sind alle Maßnahmen erfolglos, wird der Tauchgang abgebrochen. Ein verantwortungsvoller Taucher geht gar nicht erst ins Wasser, wenn starkes Unwohlsein oder Angst bereits an Land auftritt.

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2 Antworten

  1. Uwe sagt:

    Ich lebe in der Stadt. Ich schwimme gelegentlich
    im Schwimmbad meines FitnessCenters. Evtl. kann ich
    hier Feedback bekommen zu einer Idee zum Thema
    „Tauchen und Panik“.
    Es ginge darum Personen aus den Büros aus Ängsten
    heraus zu helfen (Ängste die z.B. auf der Arbeit zu Panik
    führen)
    Aussehen würde das so: Im Schwimmbad, am Becken Rand
    Luft holen und mit gestreckten Armen Kopf unter Wasser.

    Im Moment des Tauchens dann gedanklich genaue Vokabeln
    durchzugehen. (Vokabeln die in brennslichen Situationen
    Standard sind )

    Jetzt die Frage :
    Wissen Sie (liebe Leser) von solcher Angeboten?
    Ob es so was gibt?
    Und…wie stehen Sie dazu. (Meinung).

    Danke….

  2. Matthias sagt:

    Gute Tipps am Ende!

    Vor allem das Unterbrechen dieser Panikspirale. Alles stehen und liegen lassen und erstmal wieder runter kommen.
    Irgendwie meint man ja doch oft, die Angst „irgendwie aushalten“ zu müssen…
    Leider macht so ein stures Aushalten die Sache oft nur schlimmer…

    @Uwe: Schau Dir mal diese Seite an. Da findest Du viele Praxistipps und Methoden zum Ängste überwinden. Vielleicht ist das was dabei, was Dir hilft.

    Grüße

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