Riesenkrake

Riesenkrake
Riesenkraken: gefährliche Monster oder friedliche Meeresbewohner? Foto: © Michael Rosskothen - Fotolia.com

Riesenkraken: gefährliche Monster oder friedliche Meeresbewohner?

Zahllose Legenden ranken sich um die mörderischen Riesenkraken und haben Seeleute über Jahrhunderte in Panik versetzt. Bereits Jules Verne beschrieb, wie ganze Schiffe mit ihrer Besatzung von ihnen in die Tiefe gerissen wurden. Das schlechte Image der Tiere ist jedoch vollkommen unbegründet. Die vermeintlichen Killer sind in Wirklichkeit faszinierende und äußerst intelligente Lebewesen.

Wissenswertes über Riesenkraken

Riesenkraken tragen die wissenschaftliche Bezeichnung Enteroctopus und gehören zur Familie der Echten Kraken. Die einzigartigen Meeresbewohner zählen zu den Kopffüßlern. Sie haben kein Knochengerüst, besitzen drei Herzen und ihr blaues Blut enthält Kupfer anstelle von Eisen. Häufig werden die Tiere mit den Riesenkalmaren verwechselt. Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Anzahl der Arme: Während Riesenkraken über acht Gliedmaßen verfügen, weisen Riesenkalmare zehn Arme auf, von denen sich im Laufe der Evolution zwei zu Tentakeln entwickelten. Der kegelförmige Mantel beziehungsweise „Kopf“ des Kraken enthält die meisten der Organe. In entspanntem Zustand ist die Haut weitgehend glatt. Mithilfe kleiner Pigmentzellen sowie durch die Kontraktion der Muskulatur können die Tiere zur Tarnung Struktur, Farbe und Musterung ihrer Hautoberfläche ändern. Dadurch passen sie sich perfekt an jede Umgebung an.

Mit seinen Fangarmen kann der Riesenkrake Beutetiere umklammern, die zwanzigmal so groß sind wie er selbst. Jeder der acht Arme ist mit zwei Reihen von Saugnäpfen versehen. Viele von ihnen haben einen zusätzlichen Zahnkranz, der sich tief in das Fleisch der Opfer eingräbt. In der Mitte zwischen den Armansätzen befindet sich das Maul mit einem papageiähnlichen Schnabel sowie einer Raspelzunge, die eine große Anzahl an scharfen Zähnen aufweist. Damit sind Riesenkraken in der Lage, hackmesserartig Fleischbrocken aus ihrer Beute herauszureißen. Sie jagen nachts und ernähren sich vor allem von Garnelen, Muscheln, Hummern oder Fischen. Riesenkraken greifen jedoch nicht selten auch kleine Haie und Vögel an.

Riesenkrake

Riesenkraken tragen die wissenschaftliche Bezeichnung Enteroctopus. Foto: © kondratuk – Fotolia.com

Enteroctopus dofleini – der Gigant unter den Riesenkraken

Ein Mitglied aus der Riesenkrakenfamilie wird seinem Namen am ehesten gerecht: der Pazifische Riesenkrake (Enteroctopus dofleini). Während andere Kraken in der Regel nur ein bis eineinhalb Meter groß werden, erreicht dieser eine Länge von bis zu fünf Metern bei einem Gewicht von rund 50 Kilogramm. Der größte, jemals vermessene Pazifische Riesenkrake hatte eine Gesamtlänge von neun Metern und wog 270 Kilogramm. Die meisten Vertreter aus der Familie der Riesenkraken kommen in den gemäßigten Regionen der nördlichen und südlichen Hemisphäre vor. Pazifische Riesenkraken hingegen sind vor allem in den Gewässern des Pazifiks von Südkalifornien bis nach Alaska, den Aleuten, Japan und der Beringsee beheimatet. Die Tiere leben versteckt in Höhlen in Meerestiefen bis zu 750 Metern.

Riesenkraken sind intelligent und lernfähig

Riesenkraken zählen zu den intelligentesten wirbellosen Tieren. Ihr Gehirn weist gefaltete Lappen auf, ein charakteristisches Merkmal für Komplexität. Zusätzlich sind taktile und visuelle Gedächtniszentren vorhanden. Riesenkraken haben die Fähigkeit, Puzzles zu lösen, kindersichere Flaschen oder Tankventile zu öffnen und sogar einfache Werkzeuge zu benutzen. Einige Forscher behaupten, die Tiere hätten eine eigene Persönlichkeit und wären zu motorischem Spiel fähig. Bekannt ist, dass in Aquarien gehaltene Riesenkraken Menschen wiedererkennen, mit denen sie häufig in Kontakt kommen. Die Kopffüßler zeigen das durch charakteristische Verhaltensweisen wie das Ändern ihrer Körperstruktur oder das Ausstoßen von Wasser.

Um die Intelligenz der Pazifischen Riesenkraken nachzuweisen, führt der kanadische Meeresbiologe James Cosgrove verschiedene Versuche durch. Unter anderem platziert er die Tiere in einer geschlossenen Kiste mit einem Loch von wenigen Zentimetern Durchmesser an einer Seite. Cosgrove misst die Zeit, die der Krake benötigt, um sich durch das Loch nach draußen zu zwängen. Nachdem das Tier zunächst das Innere der Kiste mit seinen Tentakeln abtastet, findet es normalerweise nach etwa 10 Minuten den Ausgang. Dank seines elastischen Körpers windet sich der Riesenkrake anschließend durch das kleine Loch. Wenn der Wissenschaftler nach kurzer Zeit das Experiment wiederholt, erinnert sich der Kopffüßler an den Ausgang der Kiste. Er braucht dann oft nur noch eine Minute, um sich den Weg nach draußen zu bahnen.

Opfern für den eigenen Nachwuchs

Männliche und weibliche Riesenkraken werden in der Regel drei bis fünf Jahre alt und sterben, sobald die Jungen geschlüpft sind. Sie paaren sich nur ein einziges Mal im Leben. Das Weibchen legt danach bis zu 400.000 Eier und kümmert sich sechseinhalb Monate lang aufopferungsvoll um ihren Nachwuchs. Während dieser Zeit nimmt sie keinerlei Nahrung zu sich. Zum Sterben verlässt die Riesenkrakenmutter die Höhle, um keine Räuber anzulocken, die eine Gefahr für die Jungtiere darstellen könnten.

Riesenkrake gegen Megalodon

Die Vorstellung von Riesenkraken als tödlichen Monstern beflügelt auch heute noch die Fantasie von Autoren und Filmemachern. In dem amerikanischen Low-Budget-Horrorfilm „Mega Shark vs. Giant Octopus“ aus dem Jahre 2009 wird durch ein geheimes Experiment der US-Armee ein prähistorischer Megalodon gemeinsam mit einem gewaltigen Riesenkraken aus dem ewigen Eis Alaskas befreit. Beim Showdown kommt es zwischen den beiden gnadenlosen Gegnern zu einem Kampf auf Leben und Tod. Das Duell endet unentschieden: Der Urzeithai und der Riesenkrake versinken tödlich verwundet in den eisigen Tiefen des Ozeans.

Video: Riesenkraken – Monster der Meere

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