Im Rausch der Tiefe – realer als jeder Film

Tiefenrausch
Foto: © Kelpfish - Bigstock®

Was ist ein Tiefenrausch?

Wer die unergründlichen Tiefen der Gewässer erleben möchte, muss mit vielzähligen Gefahren rechnen. Eine der größten und zugleich auch eine der am meisten unterschätzten Gefahren ist dabei der sogenannte Tiefenrausch, der auch unter dem Namen Stickstoffnarkose bekannt ist. Der Tiefenrausch ist dabei zu unterscheiden von der Dekompressionskrankheit. Während diese sich erst nach dem Tauchgang bemerkbar macht, wenn der Taucher sich wieder an der Wasseroberfläche befindet, treten die Anzeichen des Tiefenrausches, seinem Namen entsprechend, nur unter Wasser auf.

Tiefenrausch: Was im Körper genau abläuft

Auslöser des Tiefenrausches ist der erhöhte Partialdruck des Stickstoffes, der beim Tauchen mit Pressluft in größeren Wassertiefen eintritt. Aufgrund der guten Löslichkeit von Stickstoff in den Bestandteilen der Zellmembran, die über einen besonders hohen Fettanteil verfügen, ist eine narkotische Wirkung des Stickstoffes gegeben, die dem Tiefenrausch auch seinen Namen verleiht. Im Gehirn wird besonders schnell Stickstoff eingelagert. Ähnlich wie bei einem alkoholbedingten Rausch, sind die Synapsen dann lediglich eingeschränkt funktionsfähig und die Weiterleitung der Nervenimpulse funktioniert nicht mehr richtig. Die Informationsweiterleitung durch das Nervensystem ist also sprichwörtlich „narkotisiert“. An der Wasseroberfläche beträgt der Partialdruck von Stickstoff 0,78bar. Wird tief getaucht, erhöht sich der Umgebungsdruck, was gleichfalls zu einem steigenden Partialdruck beim Stickstoff führt. Bereits ab einem Partialdruck von 3 bar kann ein Tiefenrausch eintreten. Wird mit Pressluftatmung getaucht, ist dies einer Wassertiefe von etwa 30 m gleichzusetzen.

Wie sich ein Tiefenrausch äußert

Ein Tiefenrausch verläuft durchaus nicht immer gleich, jeder Taucher kann unter anderen Symptomen leiden. Zudem treten die Wirkungen nicht plötzlich und intensiv auf, sondern setzen langsam und stärker werdend ein. Zu den Symptomen gehört eine euphorische Wirkung, die zu einem Stimmungswandel des Tauchers führt. Zu vergleichen ist dieser etwa mit dem, der bei einem Alkoholrausch eintritt. Zudem können Orientierungslosigkeit und eine verlangsamte Reaktionszeit eintreten. Die Konzentrationsfähigkeit sinkt und das eigene Können wird in vielen Fällen überschätzt. Auch visuelle Beeinträchtigungen wie Tunnelblick oder das Sehen von Lichtblitzen wurden schon von Tauchern berichtet, die unter einem Tiefenrausch gelitten haben. Im schlimmsten Fall kann es zur Bewusstlosigkeit des Tauchers kommen.

Gerade wenn man mit Tauchpartnern unterwegs ist, sollte auf das gegenseitige Verhalten geachtet werden, um einen möglicherweise eingetretenen Tiefenrausch zu erkennen. Sollte einer der Taucher etwa nicht mehr auf ausgemachte Zeichen reagieren oder diese falsch interpretieren, können dies Anzeichen einer Stickstoffvergiftung sein. Berichtet wurde zudem oft von einem metallischen Geschmack im Mund. Durch den schleichenden Prozess eines Tiefenrausches wird dieser nicht selten von dem Taucher verkannt. Gerade wenn es um einen bloßen Tauchvorgang geht, bei dem keinerlei Hindernisse auftreten, auf die reagiert werden muss, wird eine beeinträchtigte Entscheidungs- und Handlungsfreiheit nicht bemerkt. Die körperliche Verfassung des Tauchers spielt auch eine große Rolle, wenn es um die Wirkungen des Tiefenrauschs geht. Eine Rolle spielt ebenso die Einnahme von Medikamenten, Alkohol oder Drogen. Auch Erschöpfung, Schlafmangel oder Tauchsituationen, die als sehr stressig oder beängstigend empfunden werden, können zu einer Stickstoffvergiftung beitragen.

Was man bei einem Tiefenrausch tun sollte

Besteht die Gefahr, dass ein Tiefenrausch eingetreten ist, sollte in jedem Fall der Tauchvorgang abgebrochen und mit dem Aufstieg begonnen werden. Während der Aufstiegsphase setzt bereits der Stickstoffabbau ein und die Symptome des Tiefenrausches können schwinden. Sind Tauchpartner vorhanden, sollten diese dem Taucher, bei dem Symptome eines Tiefenrausches vorliegen, beim Aufstieg helfen. Auch wenn das etwas Durchsetzungswille benötigen sollte, da der Taucher selbst die Notwendigkeit eines Aufstieges nicht mehr richtig einschätzen kann.

Das Risiko eines Tiefenrausches minimieren

Gänzlich vermeiden lässt sich ein Tiefenrausch leider nicht immer, wenn man tiefer als 30 m tauchen möchte. Sich nicht selbst zu überschätzen und mit einem verantwortungsbewussten Partner zu tauchen sind jedoch wichtige Voraussetzungen, um im Fall der Fälle keinem übermäßigen Risiko ausgesetzt zu sein.

Hinweis: Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert