Blauwal

Blauwal - das größte Tier der Welt
Blauwale - die größten Lebewesen, die jemals die Erde bevölkerten. Foto: © aroderick

Der Blauwal

Der gigantische Blauwal zählt zu den faszinierendsten Bewohnern der Weltmeere. Seinem Charisma kann sich kaum ein Mensch entziehen. Blauwale sind vermutlich die größten Lebewesen, die jemals auf unserem Planeten gelebt haben. Trotz intensiver Forschungen ist immer noch relativ wenig bekannt über ihre Wanderrouten sowie die Aufzucht- und Nahrungsgebiete.

Wissenswertes über Blauwale

Blauwale (Balaenoptera musculus) sind Säugetiere. Sie gehören zur Unterordnung der Bartenwale sowie der Familie der Furchenwale. Die Tiere haben eine graue bis graublaue Grundfarbe, der Rücken ist häufig weiß gesprenkelt. Blauwale weisen den typisch schlanken Körperbau der Furchenwale auf und verfügen über eine kleine Rückenflosse, die sich relativ weit hinten befindet. Das Verbreitungsgebiet der faszinierenden Meeressäuger umfasst neben den Gewässern der Antarktis vor allem den Südpazifik, den südlichen Indischen Ozean sowie den Nordatlantik und den Nordpazifik.

Jahreszeitlich bedingt führen Blauwale große Wanderungen durch. Im Sommer sind die Tiere in den nahrungsreichen Polargebieten zu finden, wo sie sich die notwendigen Fettreserven für die lange Reise anfressen. Im Herbst beginnt die Wanderung Richtung Äquator. Die Blauwalpopulationen erreichen im Winter subtropische und gemäßigte Regionen, in denen sie sich paaren und auch ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Im Frühling geht es dann wieder zurück in die Polarregionen. Über kurze Strecken können Blauwale Geschwindigkeiten von 50 Stundenkilometern erreichen. Die normale Wanderungsgeschwindigkeit beträgt rund 20 km/h. Um dem Widerstand der Wellen an der Wasseroberfläche zu entgehen, schwimmen die Wale in etwa 13 Meter Tiefe. Der tiefste bestätigte Tauchgang eines Blauwals wurde mit 506 Metern dokumentiert.

Blauwale – die größten Lebewesen, die jemals die Erde bevölkerten

Mit einem durchschnittlichen Gewicht von 70 bis 140 Tonnen stellen die faszinierenden Säugetiere sogar die größten bekannten Dinosaurier in den Schatten. Das tatsächliche Gewicht ist allerdings noch nie als Ganzes bestimmt worden. Einige tote Tiere wurden in Scheiben von etwa einem halben Meter Breite zerschnitten und einzeln gewogen. Dabei tritt allerdings ein erheblicher Verlust an Blut und sonstigen Körperflüssigkeiten auf, der geschätzte sechs Prozent des Gesamtgewichts ausmacht. Weibchen sind in der Regel mehrere Meter länger als männliche Blauwale. Infolge ihrer größeren Muskelmasse erweisen sich die Männchen bei gleicher Körpergröße jedoch als etwas schwerer. Die größten jemals vermessenen Blauwalweibchen waren rund 33 Meter lang und hatten ein Gewicht von über 170 Tonnen. Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahre 2012 ergab, dass die Körpergröße von 33 Metern auch dem theoretischen Maximum entspricht. Ein noch deutlich längerer Blauwal ist aufgrund des Sauerstoffdefizits beziehungsweise durch die zu geringe Stoffwechselaktivität nicht lebensfähig.

Die gewaltige Größe von Blauwalen erfordert leistungsfähige innere Organe. Einige davon zählen zu den größten im Tierreich:

  • Die Zunge eines Blauwals wiegt etwa 2,7 Tonnen.
  • Das durchschnittliche Herz ist ungefähr so groß wie ein VW Käfer.
  • Mit einer Länge von 2,5 bis 3 Metern belegt der Blauwalpenis laut Guinness Buch der Rekorde Platz eins unter allen Tierarten.
  • Im Gegensatz dazu ist das Gehirn der Tiere relativ zur Körpergröße winzig klein und bringt gerade einmal sieben Kilogramm auf die Waage.
Blauwal Flosse

Die Flosse eines Blauwals. Foto: © michaelpeak

Ernährung und Fortpflanzung

Blauwale ernähren sich fast ausschließlich von Zooplankton, dem sogenannten Krill. Im Gegensatz zu Plankton handelt es sich dabei um etwa fünf Zentimeter große, garnelenförmige Krebstiere. Ein ausgewachsener Blauwal kann täglich bis zu 40 Millionen dieser Kleinkrebse zu sich nehmen. Das entspricht einem Gesamtgewicht von rund 3,6 Tonnen. Da die Krillschwärme in einem weitgehend konstanten Tag-Nacht-Rhythmus vertikal wandern, halten sich die Wale tagsüber meistens in einer Tiefe von mehr als Hundert Metern auf. Nur nachts kommen sie nahe an die Wasseroberfläche und gehen dort auf Nahrungssuche. Wenn der Blauwal einen Krillschwarm entdeckt, positioniert er sich direkt darunter und lässt einen Ring aus Luftblasen aufsteigen. Mit geöffnetem Maul schwimmt er in das Gebrodel aus Tausenden von Krillkrebsen und Luftbläschen hinein und siebt die Beute mithilfe seiner Barten aus dem Wasser. Häufig erwischt der Wal gemeinsam mit dem Krill auch Tintenfische, Krustentiere oder kleine Fische.

Die Paarungszeit der Blauwale beginnt im Spätherbst und dauert bis zum Ende des Winters. Über das Paarungsverhalten und die genauen Brutplätze ist wenig bekannt. In der Regel bringen die Weibchen alle zwei bis drei Jahre ein Kalb zur Welt, die Tragezeit dauert zehn bis zwölf Monate. Bei der Geburt weist der Säugling eine Länge von sieben Metern sowie ein Gewicht von rund 2,5 Tonnen auf und nimmt täglich etwa 400 bis 600 Liter Muttermilch zu sich. Beim Abstillen nach einem halben Jahr hat sich seine Größe in etwa verdoppelt. In einem Alter von fünf bis zehn Jahren werden die Tiere geschlechtsreif.

Kommunikationsverhalten

Nicht nur die Größe von Blauwalen ist beeindruckend, ihre Rufe gehören auch zu den lautesten im gesamten Tierreich. Mit einer Lautstärke von bis zu 188 Dezibel können sie es locker mit einem startenden Düsenjet aufnehmen. Die Töne liegen im Niederfrequenzbereich zwischen 10 und 40 Herz und werden deshalb vom Menschen kaum wahrgenommen. Aufgrund ihres hervorragenden Gehörs sind Blauwale vermutlich in der Lage, mit Artgenossen über Distanzen von mehreren Hundert Kilometern zu kommunizieren. Der genaue Zweck dieser Kommunikation ist zwar noch unbekannt, Meeresbiologen halten allerdings folgende fünf Gründe für wahrscheinlich:

  • Identifizierung der eigenen Spezies,
  • Einhalten von Mindestabständen zwischen den einzelnen Tieren,
  • Weitergabe von Informationen über topografische Besonderheiten auf der Wanderroute,
  • Mitteilung über Krillvorkommen,
  • Paarungsrituale.

Blauwale können ein biblisches Alter erreichen

Da mit den genauen Aufzeichnungen einzelner Blauwale erst vor rund 35 Jahren begonnen wurde, ist es schwierig, ihr tatsächliches Alter festzustellen. Anhand wissenschaftlicher Untersuchungsergebnisse von gestrandeten und gejagten Blauwalen gilt eine Lebenserwartung von mindestens 80 bis 100 Jahren als gesichert. Mithilfe einer Augapfeluntersuchung getöteter Wale konnte im Jahre 2007 ein kalifornischer Forscher das genaue Alter von Grönlandwalen bestimmen. Das älteste Tier war demnach 211 Jahre alt. Da die Wissenschaft von einem proportionalen Zusammenhang zwischen Lebenserwartung und Körpermasse ausgeht, dürfte der deutlich größere Blauwal ein fast biblisches Alter erreichen.

Vom Aussterben bedroht

Durch den kommerziellen Walfang sind die Blauwalpopulationen weltweit dramatisch zurückgegangen. Im Jahre 1967 wurde die Jagd auf Blauwale durch die Internationale Walfangkommission (IWC) verboten. Als die Sowjetunion in den 1970er Jahren den illegalen Walfang schließlich einstellte, war die Anzahl der Blauwale in der Antarktis auf nur noch 360 Tiere zurückgegangen. Das entspricht etwa 0,15 Prozent der ursprünglichen Population.

Seit der Einführung des Jagdverbots wurden verschiedene Studien durchgeführt, um festzustellen, ob die Blauwalpopulationen weltweit wieder ansteigen oder weiter rückläufig sind. Seit den 1980er Jahren nimmt die Anzahl der Tiere in der Antarktis um rund 7 Prozent pro Jahr zu. Laut aktuellen Angaben der IUCN (International Union for Conservation of Nature) gibt es heute in den Weltmeeren wieder 10.000 bis 25.000 Blauwale. In der Roten Liste der IUCN werden die Tiere nach wie vor als „stark gefährdet“ (endangered) eingestuft, der Antarktische Blauwal gilt sogar als „vom Aussterben bedroht“. Der einzige natürliche Feind der Blauwale ist der Schwertwal, der auch als Killerwal oder Orca bezeichnet wird. Eine kanadische Studie auf dem Jahre 2002 zeigte, dass bis zu 25 Prozent aller erwachsenen Blauwale Narben von Schwertwalangriffen aufweisen. Wie viele der Tiere bei solchen Angriffen getötet werden, ist unbekannt.

Wale als Apnoetaucher

Eines der größten Probleme beim Tauchen stellen luftgefüllte Hohlräume innerhalb des Körpers dar. Das gilt auch für Blauwale, die in eine Meerestiefe von bis zu 500 Metern abtauchen. Mit einer Tauchtiefe von rund 3.000 Metern hält der Schnabelwal den Weltrekord aller Säugetiere. Wie ist es möglich, dass Meeressäuger immer wieder in unglaublichen Tiefen vorstoßen können, ohne dass es dabei zu einem Lungenriss oder einem Dekompressionsunfall kommt?

Als maximal mögliche Tauchtiefe beim Apnoetauchen gilt im Wesentlichen das Verhältnis von Gesamtvolumen zum Residualvolumen der Lunge. Das Residualvolumen ist die Luftmenge, die immer in der Lunge verbleibt und nicht ausgeatmet werden kann. Einfach ausgedrückt gilt: Je geringer dieses Restvolumen ist, umso tiefer kann ein Säugetier tauchen. Durch die sogenannte Blutverschiebung (Bloodshift) sind Wale in der Lage ihr Residualvolumen drastisch zu reduzieren. Das Blut aus den äußeren Körperregionen wird beim Bloodshift vor allem im Bereich der Lunge angesammelt. Bei sehr tiefen Tauchgängen dehnen sich dadurch die Blutgefäße aus und nehmen vollständig den Raum der geschrumpften Lungenbläschen ein.

Im Gegensatz zu einem Apnoetaucher atmet der Blauwal vor dem Tauchgang vollständig aus. Der notwendige Sauerstoff wird zuvor im Blut (Hämoglobin) und in der Muskulatur (Myoglobin) gespeichert. Ein schräg stehendes Zwerchfell sowie flexible Rippen verhindern das Entstehen von Hohlräumen. Um Dekompressionsprobleme zu vermeiden, ist der Walorganismus in der Lage, zusätzlich den Stickstoff aus dem Blut herauszufiltern. Beim Auftauchen entweicht über das Blasloch komprimierte Luft, die unter hohem Druck steht. Anhand der bis zu zehn Meter hohen Gischtfontäne lassen sich die Wale schon von weitem erkennen. Der Luftausstoß wird auch als Blas bezeichnet und ist charakteristisch für jede Walart.

Whale Watching – Blauwale aus nächster Nähe beobachten

Blauwale in freier Natur zu sehen, stellt für viele Menschen einen Lebenstraum dar. Jedes Jahr erfüllen sich mehr als 13 Millionen diesen Wunsch und begeben sich mit Kamera oder Fernglas bewaffnet auf Walbeobachtungstour. Um die faszinierenden Riesen hautnah zu erleben, müssen Tierfreunde nicht unbedingt bis an das andere Ende der Welt reisen. Rund um die Azoren ist das ganze Jahr über Walsaison. Die Vielfalt der Tiere ist beeindruckend: Pottwale, Finnwale, Blauwale und die seltenen Entenwale können sogar von Land aus beobachtet werden. Angebote zum Whale Watching per Bootstour gibt es wie Sand am Meer. In den Gewässern vor Island fühlen sich die Blauwale besonders wohl. Beobachtungen sind dort während der Walsaison von Mai bis Oktober an vielen Stellen möglich. Hartgesottene lassen sich selbst von den Minusgraden in der Antarktis nicht abschrecken. Neben atemberaubenden Walsichtungen werden Besuchern vor allem einzigartige Naturerlebnisse rund um den unberührten Kontinent geboten. Etwas ganz besonderes ist die Blauwal-Safari in Australien vor der Küste des Bundesstaats Victoria. Riesige Krillvorkommen locken von November bis Mai eine große Zahl der Meeressäuger an. Eine spektakuläre Gelegenheit zur Beobachtung der Blauwale bieten Helikoptertouren.

Video: Blauwale – die größten Tiere der Erde

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