Sidemount-Tauchen

Das Sidemount-Tauchen

Unter dem Begriff Sidemount versteht man die Anordnung einer Tauchausrüstung, bei der die Tauchflaschen seitlich zwischen den Achselhöhlen und den Hüften des Tauchers befestigt sind. Bei einer klassischen Backmount-Konfiguration hingegen werden sie auf dem Rücken getragen. Anfangs fand die Sidemount-Konfiguration bei Höhlentauchern großen Anklang, da so auch sehr enge Abschnitte der Höhlen betaucht werden konnten. Zusätzlich lassen sich die Tauchflaschen wesentlich leichter austauschen als in der Backmount-Anordnung. Diese Vorteile wurden nach kurzer Zeit auch von technischen Wracktauchern erkannt und genutzt.

Die Popularität des Sidemount-Tauchens nimmt seitdem stetig zu sowohl bei technischen als auch bei Sporttauchern. Die wichtigsten Tauchorganisationen bieten heutzutage Sidemount-Kurse für den Amateurbereich und den professionellen Bereich an.

Sidemount Tauchen mit Carsten Heßling

Sidemount Tauchen. Foto: © Carsten Heßling

Definitionen

Sidemount-Tauchen

Das Sidemount-Tauchen ist ein neuer Ansatz zur Durchführung von Tauchgängen mit zwei oder mehr Flaschen, die seitlich des Oberkörpers eng anliegen. Im Gegensatz zur klassischen Backmount-Konfiguration befinden sich keine Tauchflaschen auf dem Rücken des Tauchers. Ein gemeinsames Merkmal aller Sidemount-Ausrüstungen ist die Verwendung von Bungee-Seilen. Die Tauchflaschen werden oben an den Ventilen mit einem Bungee-Seil fixiert. Zusätzlich wird jeweils das untere Ende an der Buttplatte oder den D-Ringen des Harness mit Boltsnaps gesichert.

Sidemount-Staging

Unter Sidemount-Staging versteht man das Befestigen der Stage- oder Deko-Flaschen in einer Sidemount-Konfiguration seitlich am Oberkörper mit Bungee Loops oder Buttplate Rails. Gleichzeitig wird eine klassische Backmount-Anordnung der Tanks bei geschlossenen Kreislauftauchgeräten (CCR) oder Doppeltauchflaschen gewählt.

Stage-only Tauchen

Von Stage-only Tauchen wird dann gesprochen, wenn lediglich eine Standard- oder eine leicht modifizierte Tarierweste mit einer klassischen Stage- oder Deko-Flaschenkonfiguration verwendet wird. Dabei werden keine zusätzlichen Backmount-Tauchflaschen benutzt. Die Flaschen sind jeweils unten an den Hüft-D-Ringen und oben an den Schulter-D-Ringen mit Boltsnaps befestigt.

Einige Taucher, die sich nicht mit Sidemount-Ausrüstungen auskennen, glauben oft fälschlicherweise, dass diese Anordnung eine Sidemount-Konfiguration sei. Da die Tauchflaschen nicht mit Bungee-Seilen fixiert sind, hängen sie nach unten durch und liegen nicht auf einer Linie mit dem Oberkörper. Darüber hinaus ist eine solche Anordnung ohne Modifizierung der Tarierweste relativ instabil, da die Tauchflaschen auf dem Rücken fehlen.

Monkey Diving

Unter dem Begriff Monkey Diving versteht man die Verwendung einer Sidemount-Konfiguration mit einer einzelnen Tauchflasche. Diese Variante wird von einigen Tauchorganisationen als Option bei Sidemount-Kursen für Sporttaucher angeboten. Das Monkey Diving kann unter bestimmten Bedingungen beim Betauchen von Höhlen oder Wracks von Vorteil sein. Bei Verwendung einer einzelnen Flasche muss jedoch, abhängig von deren Auftrieb, ein Gegengewicht geschaffen werden. Ansonsten ist die Stabilität des Tauchers unter Wasser nicht gewährleistet.

Monkey Diving mit Dennis Roeckrath

Monkey Diving. Foto: © Dennis Röckrath

No-Mount Tauchen

Das No-Mount Tauchen ist eine spezielle Strategie in geschlossenen Umgebungen (Höhlen oder Wracks), um extreme Engstellen überwinden zu können. Die Taucher tragen dabei unter ihrer normalen Ausrüstung einen sehr einfachen Harness oder halten die Tauchflaschen lediglich in der Hand. Wenn eine Engstelle erreicht wird, die normalerweise nicht passierbar wäre, kann der No-Mount Taucher seine Ausrüstung bis auf den Harness ablegen und sie per Hand mitführen. Ein No-Mount Harness besteht im einfachsten Fall nur aus einem Gürtel mit Bleigewichten und einigen D-Ringen.

Durch die Weiterentwicklung der Techniken und Ausrüstungen im Sidemount-Bereich ist das No-Mount Tauchen heute nicht mehr notwendig. Ein minimalistischer Sidemount-Harness mit Tarierweste kann einfach unter einer klassischen Backmount-Ausrüstung oder sogar einem CCR getragen werden.

Foto: © Elke Steil

Die Vorteile des Sidemount-Tauchens

Größere Flexibilität

Die Sidemount-Anordung bietet Tauchern erhebliche Vorteile im Vergleich zu einer Backmount-Konfiguration mit zwei Tauchflaschen. Die Verfügbarkeit vor Ort und der Transport der Flaschen, die zum Sidemount-Tauchen geeignet sind, ist häufig wesentlich einfacher. Außerdem ist ein Taucher bei Sidemount-Tauchgängen unter technischen Bedingungen beziehungsweise in einer geschlossenen Umgebung (Overhead Environment) nicht davon abhängig, dass traditionelle Backmount-Doppelflaschen ausgeliehen werden können. Beim Tauchen in entlegenen, unwegsamen Gebieten ist der Transport von Sidemount-Tauchflaschen wesentlich weniger anstrengend. Eine Sidemount-Tauchausrüstung ist viel leichter und weniger sperrig als die klassischen Alternativen. Die Mitnahme der Ausrüstung bei Flugreisen ist deshalb einfacher und billiger, wenn man die Kosten von Übergepäck berücksichtigt.

Ein einfacher Zugriff auf die Ausrüstung beim Tauchen

Im Gegensatz zur Backmount-Anordnung haben Sidemount-Taucher unmittelbaren Zugriff auf die Atemregler und die Ventile ihrer Flaschen. Dies ermöglicht ein schnelles Erkennen und Beheben von Problemen. Im Gegensatz dazu ist das bei der klassischen Konfiguration, bei der sich die Tauchflaschen auf dem Rücken befinden, deutlich komplizierter. Die Sidemount-Anordnung bietet deshalb Tauchern eine wesentlich größere Mobilität, Flexibilität und Bewegungsfreiheit unter Wasser.

Weniger Wasserwiderstand (Streamlining)

Beim Sidemount-Tauchen werden die Flaschen seitlich des Körpers unter den Achseln des Tauchers platziert. Durch diese Anordnung verringert sich der Wasserwiderstand. Der Taucher verbraucht weniger Atemluft und ermüdet auch nicht so schnell. Zusätzlich ermöglicht die Sidemount-Konfiguration, Engstellen zu überwinden, die in der Backmount-Anordnung nicht passierbar wären. Die Flexibilität der Sidemount-Konfiguration ist ebenfalls wesentlich größer, da die Tauchflaschen einfach entfernt und beliebig positioniert werden können. Dadurch ist es sogar möglich, extreme Engstellen zu durchtauchen.

Höhere Sicherheit

Ein leichter Zugang zu den Reglern und den Ventilen ermöglicht dem Taucher ein rasches Erkennen von technischen Problemen sowie das Einleiten von Sicherheitsmaßnahmen. Darüber hinaus sind die Ventile und die ersten Stufen der Atemregler in der Sidemount-Konfiguration gut vor einem versehentlichen Stoß oder Schlag gegen die Höhlendecke geschützt. Ein unbeabsichtigtes Schließen der Ventile durch einen solchen Kontakt wird ebenfalls verhindert. Die Flaschen können sich darüber hinaus nicht so leicht an Stellen verfangen, die für den Taucher schwer zugänglichen sind.

Besserer Komfort

Viele Taucher bestätigen, dass die Sidemount-Konfiguration mehr Stabilität und Kontrolle im Wasser bietet. Körperlich ist es wesentlich weniger anstrengend, eine Sidemount-Ausrüstung zu transportieren und anzulegen als ein traditionelles Backmount-Equipment mit Doppelflaschen. Das ist ein großer Vorteil in kleinen Booten oder beim Einstieg ins Wasser bei einem starken Wellengang.

Da die Sidemount-Tauchflaschen beim Schwimmen befestigt, entfernt oder ausgetauscht werden können, ist es zu keinem Zeitpunkt nötig, die komplette Ausrüstung außerhalb des Wassers am Körper zu tragen. Das ist für technische Taucher sehr angenehm, die an Schulter- beziehungsweise Rückenbeschwerden leiden oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Redundanz der Atemgase

Während technische Taucher schon immer redundante Atemgassysteme verwendet haben, werden bei Sporttauchern für Out-Of-Gas Notsituationen (OOG) oft Ponyflaschen mitgeführt. Diese werden entweder an den normalen Tauchflaschen befestigt oder auf der Brust getragen. Eine Ponyflasche erhöht den Wasserwiderstand, schafft oft Stabilitätsprobleme und bietet bei einem Notaufstieg nur eine minimale, zusätzliche Luftmenge.

Das Sidemount-Tauchen mit zwei Flaschen gewährleistet eine bessere Stabilität und einen geringerer Widerstand unter Wasser. Zusätzlich wird dadurch sichergestellt, dass immer eine unabhängige Atemgaszufuhr vorhanden ist.

Sidemount-Tauchen im Sportbereich

Die Vorteile einer Sidemount-Ausrüstung beim professionellen Höhlen- und Wracktauchen sind heutzutage weitgehend anerkannt. Wie sieht das aber im Bereich des Sporttauchens aus?

Die meisten Sporttaucher verlassen sich in OOG Notsituationen auf ihre Tauchpartner und verfügen über kein redundantes Atemluftsystem. Beim Backmount-Tauchen mit nur einer Flasche ist es natürlich auch nicht notwendig, die Ventile zu koppeln. Die Position des Ventils direkt hinter dem Kopf des Tauchers hat sich in Millionen Tauchgängen als zuverlässig und sicher bewährt. Manche Taucher haben allerdings Probleme damit, das Ventil in dieser Position zu erreichen, besonders wenn die Flasche relativ niedrig am Harness befestigt ist.

Beim Tauchen mit nur einer Flasche gibt es selten einen Grund, das Ventil zu schließen. Ein Flaschenwechsel ist nicht vorgesehen, verschiedene Atemgase kommen auch nicht zur Anwendung. Ein Sporttaucher wird normalerweise keine enge, geschlossene Umgebung betauchen. Deshalb ist es äußerst unwahrscheinlich, dass das Ventil mit irgendwelchen Hindernissen in Kontakt kommt und sich dadurch schließt.

Da viele Sporttaucher unter Wasser ihre Arme vor der Brust kreuzen, könnte eine seitlich befestigte Flasche in dieser Position sogar stören. Außerdem ist eine Sidemount-Konfiguration mit nur einer Tauchflasche nicht sehr stabil, besonders wenn man in Situationen kommt, in denen eine vollständige Bewegungsfreiheit der Arme benötigt wird.

Auch beim Transport der Ausrüstung gibt es kaum Vorteile. Außerhalb des Wassers ist die Belastung auf die Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur in der Backmount-Konfiguration mit einer Flasche sogar geringer als in der Sidemount-Anordung.

Foto: © Birgit Wesemann

Die Geschichte des Sidemount-Tauchens

Die 1960er Jahre – Sump Tauchen in Großbritannien

Das Konzept des Sidemount-Tauchens stammt aus dem Bereich des Höhlentauchens in Großbritannien der 1960er Jahre. Beim Erkunden von Wookey Hole, River Axe und anderen unterirdischen Höhlensystemen trafen Forscher gelegentlich auf Abschnitte, die mit Wasser gefüllt waren und zu Fuß nicht passiert werden konnten. Sie begannen damit, Tauchausrüstungen mitzuführen, um diese Hindernisse zu überwinden. Da nur ein kleiner Teil der Höhlenabschnitte mit Wasser gefüllt war, verwendeten die Forscher ein platzsparendes und leichtes Tauchequipment. Außerdem war es wichtig, die Tauchflaschen schnell vom Körper lösen zu können, damit man sich problemlos durch Engstellen hindurchquetschen konnte.

Bei diesen „Tauchgängen“ in engen Schächten waren eine Effizienz beim Schwimmen, geringer Wasserwiderstand, Trimm sowie eine Kontrolle des Auf- und Abtriebs nicht von Bedeutung. Es wurde lediglich eine minimale Ausrüstung mitgeführt: eine Tauchmaske, ein Atemregler sowie eine Druckluftflasche, die am Körper befestigt war. In den meisten Fällen wurde sogar auf die Verwendung von Tauchflossen verzichtet.

Viele dieser frühen Höhlenforscher benutzten einen stabilen Gürtel sowie ein Nockenband, mit dem die Flasche an der Außenseite des Oberschenkels befestigt wurde. Dadurch war ein sicherer Transport sowohl in den trockenen Höhlenbereichen als auch unter Wasser gewährleistet. Ein geringer Wasserwiderstand oder ein Austarieren der Ausrüstung war in der Regel nicht erforderlich. Diese Art der Erforschung von Höhlen mit einer einfachen Tauchausrüstung wurde damals als „englisches System“ bezeichnet.

Die 1970er Jahre – Florida

In den 1970er Jahren wurde das „englische System“ von amerikanischen Höhlentauchern in Florida übernommen. Die dortigen Höhlensysteme lagen überwiegend unter Wasser und erforderten die Verwendung von verbesserten Tauchausrüstungen. Es wurde dabei ein besonderer Wert auf Tarierung und Trimm gelegt. Die Tauchflaschen wurden deshalb nicht mehr am Oberschenkel, sondern seitlich des Oberkörpers unter den Achselhöhlen befestigt.

Die Höhlentaucher begannen damit, ihre eigenen Systeme zu entwickeln. Sie modifizierten herkömmliche Tauchausrüstungen und passten sie an ihre Bedürfnisse an. Eine der populärsten Entwicklungen zur Kontrolle des Auf- und Abtriebs waren die Dromedary Bags von MSR.

Die 1990er Jahre – der erste kommerzielle Harness kommt auf den Markt

Mitte der 1990er Jahre produzierte die Firma Dive Rite die erste kommerzielle Ausrüstung für das Sidemount-Tauchen. Dazu gehörte der gerade auf den Markt gekommene „Transpac“ Harness. Andere Höhlentaucher entwickelten weiterhin ihr eigenes Equipment. Zu dieser Zeit wurden Sidemount-Konfigurationen lediglich von wenigen Pionieren des Höhlentauchens verwendet.

Die 2000er Jahre – die Popularität des Höhlentauchens und die Entwicklung des Sidemount-Tauchens

Das Sidemount-Tauchen erlangte erst Mitte der 2000er Jahre eine große Popularität, als dieser alternative Ansatz technischen Tauchern und Höhlentauchern über das Internet bekannt wurde.

Das zunehmende Interesse am Sidemount-Tauchen veranlasste mehrere Hersteller, ihre eigenen Systeme zu entwerfen und zu verkaufen. Die Firmen Hollis, OMS und UTD entwickelten Sidemount-Ausrüstungen. Der bekannte Höhlentaucher Steve Bogaerts brachte das beliebte Razor System auf den Markt und bot zusätzlich ein Ausbildungsprogramm dafür an. Einige Organisationen für technisches Tauchen brachten spezielle Trainingsprogramme heraus mit Sidemount-Tauchen als Option für die Ausbildung zum Tec Taucher.

Als der PADI-Tauchlehrer Jeff Loflin einen Spezialkurs im Sidemount-Tauchen durchführte, erwies dieser sich als überaus beliebt. Umgehend wurde das Konzept von vielen PADI-Tauchlehrern kopiert. Daraufhin standardisierte PADI seine Kurse für Sidemount-Tauchen sowohl für den Sportbereich als auch für den technischen Bereich. Andere Tauchorganisationen wie ANDI, TDI, SSI und UTD nahmen ebenfalls verschiedene Sidemount-Kurse in ihr Angebot auf.

Die Konfigurationen beim Sidemount-Tauchen

Verschiedene Kombinationen aus Harness und Tarierweste kommen beim Sidemount-Tauchen zum Einsatz. Die Wahl zwischen den unterschiedlichen Konfigurationen ist in der Regel von der Art des Tauchgangs abhängig: Freiwasser, technisches Tauchen, Wrack- oder Höhlentauchen. Natürlich spielt auch die vorhandene Ausrüstung, die finanziellen Mittel und die Tauchphilosophie (minimalistisch, DIR, Hogarthian usw.) eine Rolle. Größe, Material und Volumen der verwendeten Tauchflaschen haben ebenfalls einen Einfluss auf die Anforderungen an die Tarierweste beim Sidemount-Tauchen.

Anpassung von Backplate und Wing Harness

Starre Hogarthian-Backplates und Wing-Jackets können durch eine zusätzliche Buttplate, Bungee-Seile und spezielle Sidemount-Tarierwesten angepasst werden. Die Tauchflaschen sind am Ventilende mit Bungee-Loops befestigt, die von der Backplatte zu den vorderen Brust-D-Ringen verlaufen. Der untere Flaschen-Clip ist über D-Ringe am Hüftgurt oder an der Buttplate befestigt.

Sidemount-Taucher, die in geschlossenen Umgebungen tauchen (Wrack- oder Höhlentauchen), bevorzugen in der Regel weiche Backplates oder Harnesse, da bei starren Ausführungen die Gefahr besteht, an Engstellen stecken zu bleiben. Ein Beispiel für eine kommerzielle Backplate und einen Wingharness Adapter mit integrierter Buttplate und Befestigungen für Bungee-Loops ist das System OMS Profile.

Spezialisierter Harness und Hybridsysteme

Heutzutage sind auch spezialisierte Sidemount-Harnesse im Handel erhältlich. Einige von ihnen wurden ausschließlich für das Sidemount-Tauchen entwickelt. Bei anderen Harnessen handelt es sich um sogenannte Hybride, die sowohl in der Sidemount- als auch in der Backmount-Konfiguration verwendet werden können.

Beispiele für spezialisierte Sidemount-Harnesse:

  • Razor 2
  • Hollis SMS50
  • XDeep Stealth 2.0
  • DiveRite Nomad LT
  • UTD “Z-system”
  • Golem Gear A2 and S

Beispiele für Hybridsysteme:

  • OMS Tesseract
  • Hollis SMS100
  • DiveRite Nomad XT or EXP
  • White Arrow S-Wing
  • Custom Divers Rhino

Einige Hersteller bieten bereits Sidemount-Harnesse für das Sporttauchen an. Normalerweise handelt es sich dabei um leicht veränderte Modelle der bereits existierenden Harnesse mit einem Inflator am oberen Teil der Tarierweste.

Beispiele ausgewählter Sidemount-Harnesse für das Sporttauchen:

  • DiveRite Nomad LT “Blue Water”
  • Hollis SMS50 “Sport”

Minimalistischer Harness

Ein minimalistischer Harness verfügt über Schultergurte, Schrittgurte und einen Hüftgurt mit einer Vielzahl von Sliders und D-Ringen zur Befestigung von Flaschen und Zubehör. Die Bleigewichte sind entweder integriert oder es wird ein separater Bleigurt verwendet. Die Tarierweste kann im Harness integriert sein. Bei anderen Modellen trägt der Taucher ein separates Jacket. Die Tauchflaschen sind in der Regel über Schulter- oder Brust- sowie Hüft-D-Ringe an beiden Seiten befestigt. Weiters Zubehör umfasst eine Lampentankhalterung sowie Taschen für kleinere Ausrüstungsgegenstände. Ein minimalistischer Harness kann von einem Hersteller oder Händler gekauft oder selbst angefertigt werden. Die Herstellung in Eigenregie ist nicht schwer, da die meisten Teile leicht verfügbar sind.

Sump Harness

In Großbritannien wurde das Höhlentauchen anfangs von Höhlenforschern praktiziert, die unter Wasser liegende Teile eines Höhlensystems erforschen wollten. Die ersten Ausrüstungen bestanden lediglich aus Akkus, Gewichten sowie einer Pressluftflasche, die über Loops am Sicherungs- oder Akkugürtel befestigt waren. Diese einfache Sidemount-Konfiguration eignete sich für kleine Flaschen. Sie erwies sich als ausreichend bei kurzen Tauchgängen durch Engstellen und bei schlechter Sicht.

Als immer größere Höhlensysteme erkundet wurden, waren verbesserte Ausrüstungen nötig, um den Tragekomfort zu erhöhen. Der Gürtel wurde durch einen robusten Harness mit gepolsterten Hüft- und Schultergurten ersetzt, damit sich das Gewicht der Ausrüstung besser verteilen konnte.

Ein Nachteil dieser Anordnung ist, dass Tauchflaschen und Bleigewichte am Harness befestigt werden müssen, bevor dieser angelegt wird. In der Regel muss sich der Taucher dazu entweder hinlegen oder er benötigt Hilfe beim Anziehen der Ausrüstung.

Die Ausrüstung beim Sidemount-Tauchen

Tauchflaschen

Beim Sidemount-Tauchen können Tauchflaschen verschiedener Größe und aus unterschiedlichem Material verwendet werden. Die optimale Wahl der Flaschen hängt von den Wasserverhältnissen und der Art des Tauchanzugs (Nass- oder Trockentauchanzug) ab.

Atemregler

Jede Sidemount-Tauchflasche ist mit einem Atemregler, der aus einer ersten und einer zweiten Stufe besteht, sowie einem Finimeter ausgestattet. Über einen Inflatorschlauch ist zumindest die Flasche auf der linken Seite des Tauchers zusätzlich mit der Tarierweste verbunden. Wenn ein Trockentauchanzug verwendet wird, ist der Inflator an die rechte Flasche gekoppelt. Bei den heutzutage verwendeten Systemen sind jedoch in der Regel beide Tauchflaschen über einen Inflatorschlauch an den Trockentauchanzug oder die Tarierweste angeschlossen.

Die am häufigsten verwendete Schlauchkonfiguration entspricht dem Hogarthian-Setup mit einem Langschlauch (long hose) an der rechten und einem Kurzschlauch (short hose) an der linken Tauchflasche. Der nicht verwendete Regler wird in den entsprechenden Brust-D-Ring eingehängt. Einige Sidemount-Taucher bevorzugen jedoch die entgegengesetzte Anordnung des Lang- und des Kurzschlauchs. Auch Konfigurationen mit zwei Lang- oder zwei Kurzschläuchen werden eingesetzt.

Flaschengurte

Sidemount-Flaschen werden mit einem Nockenband an der Buttplate oder mit D-Ringen am Harness befestigt. Das Nockenband verläuft längs der Tauchflaschen und garantiert ihre perfekte Lage neben dem Oberkörper des Tauchers. Die obere Befestigung der Flaschen erfolgt entweder direkt mit dem Bungee-Seil oder in der Ring Bungee Konfiguration über einen Flaschenspanngurt.

Ein Karabinerhaken (Boltsnap), der über eine kurze Schlaufe am Flaschenhals fixiert ist, bietet zusätzliche Sicherheit und Stabilität beim Einstieg ins Wasser mit angelegter Sidemount-Ausrüstung.

In der Ring-Bungee Konfiguration wird ein Spanngurt um den Hals der Sidemount-Flasche geschlungen. Dadurch kann ein Boltsnap unmittelbar am Flaschenhals befestigt werden. Das Ventil der Tauchflasche liegt direkt unterhalb der Achselhöhle des Tauchers. Zur Fixierung wird der Flaschengurt durch den Karabinerhaken geführt und gespannt. Anschließend wird er mit einem Bungee-Seil am Schulter-D-Ring befestigt.

Harness

Bungee-Seile

Ein Markenzeichen der Sidemount-Konfiguration ist die Verwendung von Bungee-Seilen zur Sicherung der Tauchflaschen. Das Bungee-Seil ist am oberen Teil des Harness beziehungsweise der Tarierweste befestigt und verläuft unter den Achseln des Tauchers zu den Schulter-D-Ringen. Gut gespannte Bungee-Seile sorgen dafür, dass die Sidemount-Flaschen immer neben dem Oberkörper des Tauchers liegen mit den Ventilen unter den Achseln. In horizontaler Lage dürfen die Flaschen nicht nach oben steigen oder nach unten durchhängen. In der Regel werden Bungee-Seile um Ventil und Hals der jeweiligen Tauchflasche gewickelt, um sie zu sichern und gleichzeitig genügend Flexibilität zu erhalten.

Double Bungee

Bei einigen Sidemount-Konfigurationen werden zwei Bungee-Seile verwendet, die normalerweise an der Rückseite des Harness oder der Tarierweste mit Edelstahl Quick Links verbunden sind. Die Befestigung erfolgt über D-Ringe an der Tarierweste des Tauchers oder einer Nylon-Schlaufe, die eine einfache Anpassung der Länge des Bungee-Seils ermöglicht.

Continuous Bungee

Bei anderen Konfigurationen wird ein einziges Bungee-Seil verwendet, das von einem Schulter-D-Ring zum anderen über den Rücken des Tauchers geführt wird.

Ring Bungee

Beim Ring Bungee wird jeweils ein Metallring in den Achselbereichen des Tauchers mit dem Bungee-Seil gekoppelt. Der Ring wird mit einem Boltsnap am Spanngurt der Tauchflasche befestigt, sodass ein Umwickeln des Flaschenhalses und des Ventils mit dem Bungee-Seil nicht nötig ist. Zur Stabilisierung wird der Metallring zusätzlich mit einem D-Ring auf der Rückseite des Harness verbunden.

Tarierwesten

BAT-Wing Konfiguration

Beim BAT-Wing System wird eine Tarierweste mit einer Luftblase im Rückenbereich verwendet, die mit dem oberen und dem unteren Ende des Harness verbunden ist. Durch eine Fixierung im Bauchbereich des Tauchers schweben die Flügel des Jackets nicht nach oben.

Captive Wing Anordnung

Bei der Captive Wing Konfiguration liegt die Blase zwischen dem Harness und dem Körper des Tauchers.

Das Zubehör beim Sidemount-Tauchen

Tauchermesser

Beim Betauchen einer geschlossenen Umgebung nehmen Sidemount-Taucher im Allgemeinen zwei oder mehr Schneidewerkzeuge mit. Diese sollten so verstaut werden, dass man jederzeit leichten Zugriff darauf hat. Die Schneidewerkzeuge werden gerne am Harness oder einem der Unterarme befestigt. Die Ersatzwerkzeuge können in einer Tasche untergebracht werden. Zu den beliebtesten Schneidewerkzeugen gehören Titanmesser mit einer kurzen Klinge, Scheren und Schneidegeräte für den Notfall wie beispielsweise die Eezycut Trilobite.

Taucherlampen

Zur Ausrüstung von Sidemount-Tauchern, die in einer geschlossenen Umgebung tauchen, gehören auch eine Taucherlampe sowie zwei Ersatzlampen. In den meisten Fällen werden Tanklampensysteme verwendet. Der Behälter wird dabei an der Buttplate oder dem hinteren Schrittgurt befestigt. Die Ersatzlampen sind in der Regel robuste LEDs mit einer Batterie, die mindestens zwei bis dreimal so lange hält, wie der geplante Tauchgang dauert.

Reels und Spooles

Sidemount-Taucher nehmen normalerweise bei einem Tauchgang eine oder mehrere Reels beziehungsweise Spools mit. Im offenen Wasser können sie beim Einsatz von Markierungsbojen verwendet werden. In einer geschlossenen Umgebung dienen sie zur Führung von Sicherheitsleinen entsprechend den Vorschriften des technischen Höhlen- und Wracktauchens. Normalerweise werden Reels oder Spools über D-Ringe an der Buttplate oder dem Hüftgurt des Tauchers befestigt, damit sie nicht verfangen können.

Directional und non directional Markers

Zur Tauchausrüstung in einer geschlossenen Umgebung gehören ebenfalls verschiedene Marker. Directional Markers sind Richtungs-Pfeile, die an der Führungsleine befestigt werden. Wenn ein Taucher die Orientierung verliert, kann er anhand der Pfeile feststellen, in welcher Richtung der Ausgang liegt. Zusätzlich werden zur Markierung sogenannte non directional Markers eingesetzt. Sie haben meistens die Form eines runden Kekses und werden deshalb als „cookies“ bezeichnet. Exit Marker (REM) werden ebenfalls gerne von Siedemount-Tauchern verwendet.

Helm

Helme sind bei Sidemount-Tauchern sehr beliebt, da man bequem eine oder mehrere Taucherlampen daran befestigen kann. Primär dient der Helm natürlich dem Schutz des Kopfes in einer geschlossenen Umgebung. Normalerweise werden die Ersatzlampen an den Schulter-D-Ringen angebracht. Das kann bei Sidemount-Konfigurationen ungünstig sein, da in diesem Bereich die Bungee-Seile beziehungsweise die Befestigungen der Tauchflaschen verlaufen. Dadurch wird der Zugriff auf die Ersatzlampen erschwert.

Die primäre Lichtquelle am Helm festzumachen, bietet einige Vorteile: Die Hände bleiben frei und der Taucher kann sich auf engstem Raum sowie mit schweren Ausrüstungsgegenständen besser bewegen. Es gibt jedoch auch Nachteile. Einerseits besteht die Gefahr, mit der Taucherlampe an einem Hindernis hängen zu bleiben. Andererseits ist es leicht möglich, seinen Tauchpartner unabsichtlich zu blenden. Sidemount-Taucher können einen handelsüblichen Kajak-, Skateboard oder Kletterhelm verwenden und für ihre Bedürfnisse modifizieren. Es gibt aber bereits spezielle Helme für das Höhlen- oder das Sidemount-Tauchen, die von Firmen wie Light Monkey vertrieben werden.

Tauchtaschen

Eine Tauchtasche ist nützlich, um Kleinzubehör und Ersatzteile beim Tauchgang mitzunehmen. Eine kleine Nylontasche, die mit Boltsnaps an den hinteren D-Ringen befestigt ist, beeinträchtigt die Stromlinienform nicht. Trotzdem ist die Tasche leicht zugänglich, indem sie bei Bedarf einfach aus der Verankerung gelöst wird.

Die Ausbildung zum Sidemount-Taucher

Level 1: Sportbereich (Freizeit- oder Basis Sidemount-Tauchen)

Von den meisten Tauchorganisationen wird eine Basisausbildung im Sidemount-Tauchen angeboten. Sie dient im Wesentlichen dazu, sich mit dem Equipment vertraut zu machen. Bei einem Tauchgang mit einer oder maximal zwei Flaschen lernen die Tauchschüler, mit der Sidemount-Ausrüstung richtig umzugehen.

In diesen Ausbildungen werden Skills gelehrt, die vor allem für das Sidemount-Tauchen relevant sind: Trimm, Auf- und Abtrieb, alternative Schwimmbewegungen und ein Umgang mit den Tauchflaschen im Wasser. In vielen Grundkursen werden den Schülern auch zusätzliche Skills beigebracht wie das Setzen einer Boje und das Ausblasen der Tauchmaske in unterschiedlichen Körperpositionen. Außerdem wird ein umfangreiches Wissen in den Bereichen Gas-Management, Planung von Tauchgängen und Fragen zum Equipment vermittelt.

Level 2: Technisches Sidemount-Tauchen (Tec oder Advanced Sidemount)

In Sidemount-Kursen für Fortgeschrittene werden schwerpunktmäßig Grundkenntnisse im technischen Tauchen unterrichtet. Voraussetzung ist eine größere Erfahrung im Umgang mit der Sidemount-Ausrüstung sowie fortgeschrittene Tauchfähigkeiten. Bei den Tauchgängen werden zusätzliche Stage- beziehungsweise Deko-Flaschen verwendet, sodass Mischgase eingesetzt sowie eine beschleunigte Dekompression durchgeführt werden können. Technische Sidemount-Kurse lehren zusätzlich den Einsatz eines Sidemount-Rigs unter anspruchsvollen Bedingungen. Den Tauchschülern wird beigebracht, wie sie die Tauchflaschen vom Körper lösen und durch eine Engstelle hindurch tauchen.

Einige Tauchorganisationen oder Tauchschulen bieten auch fortgeschrittene Sidemount-Kurse im Bereich des Höhlen- oder Wrack-Tauchens an. Dabei werden die Skills aus dem normalen Lehrplan an das Sidemount-Tauchen angepasst.

Prozeduren

Einer der Vorteile des Sidemount-Systems ist die einfache Zugriffsmöglichkeit auf die Flaschenventile und ihre geschützte Lage im Vergleich zu den meisten Backmount-Systemen. In der klassischen Position auf dem Rücken können Ventile in einer geschlossenen Umgebung relativ leicht gegen die Wände oder die Decke stoßen. Durch ein längeres Reiben ist es sogar möglich, dass sie sich ganz schließen und dadurch die Luftzufuhr unterbrochen wird.

Beim Sidemount-Tauchen wird ein redundantes Atemgassystem verwendet. Das bedeutet, dass die Tauchflaschen voneinander unabhängig sind. Jede Flasche verfügt über ihren eigenen Atemregler mit einer ersten und einer zweiten Stufe sowie einen Inflatorschlauch für die Tarierweste beziehungsweise den Trockentauchanzug. In der Sidemount-Anordnung atmen im Fall einer OOG Notsituation die beiden Taucher Atemgas aus verschiedenen Tauchflaschen. Im Gegensatz dazu stammt die Luft in der Backmount-Konfiguration immer aus derselben Flasche.

Beim Sidemount-Tauchen mit nur einer Flasche wird wie in der Backmount-Konfiguration beim Gas-Sharing ein Octopus eingesetzt.

Gas-Management

Während des Tauchgangs verwendet ein Sidemount-Taucher typischerweise zwei unabhängige Flaschen. Verglichen mit Backmount-Doppelflaschen erfordert das zusätzliche Fähigkeiten im Gas-Management. Ein Sidemount-Taucher muss die Atemregler in bestimmten Zeitabständen wechseln, um sicherzustellen, dass beide Flaschen in etwa über die gleiche Gasmenge verfügen. Das sorgt für eine gute Tarierung sowie Trimm im Wasser und gewährleistet gleichzeitig eine ausreichende Gasmenge in beiden Tauchflaschen für den Fall eines Gas-Sharings in einer OOG Notsituation.

Bis zum Jahre 2013 war die einzige Sidemount-Ausrüstung mit einem Verteilersystem das UTD Z-Manifold. Dieses Gerät stellt eine Verbindung zwischen den beiden Flaschen her. In diesem Fall ist es nicht mehr nötig, beim Tauchgang die Atemregler zu wechseln. Bei allen anderen Ausrüstungen muss ein Sidemount-Taucher die Strategie des Gas-Managements anwenden.

Das Grundprinzip des Gas-Managements besteht darin, sicherzustellen, dass unter Wasser immer genügend Atemgas zur Verfügung steht. Die Art des Gas-Managements hängt von der Größe der Gruppe und dem Tauchprofil ab. Einfache Situationen, in denen Taucher an jedem beliebigen Punkt des Tauchgangs sicher auftauchen können, erfordern nicht so große Reserven. Bei komplexen Szenarien hingegen, wenn ein Team nicht sofort zur Wasseroberfläche aufsteigen kann (aufgrund von Dekompressionsstopps oder in geschlossenen Umgebungen), sollte ein sehr strenges Gas-Management eingehalten werden. Die Taucher müssen sich in Notsituationen jederzeit aufeinander verlassen können. Das gilt besonders für den Fall, dass mehrere Atemgase mitgeführt werden, die jeweils nur für eine bestimmte Tiefe geeignet sind.

Es ist gängige Praxis, die Möglichkeit eines Totalausfalls der Gasversorgung an jedem beliebigen Punkt des Tauchgangs einzukalkulieren und diesen bei Bedarf unverzüglich abzubrechen.

Die Drittelregel und die Reserve

Die meisten technischen Taucher planen beim Sidemount-Tauchen in einer geschlossenen Umgebung ihren Gasvorrat gemäß der Drittelregel. Sie besagt, dass ein Drittel der Gasversorgung für den Hinweg, ein Drittel für den Rückweg und ein weiteres Drittel als Sicherheits-Reserve genutzt wird. Wenn in einer der Tauchflaschen zwei Drittel der Gasmenge verbraucht sind, wird der Tauchgang sofort abgebrochen.

Wenn einem Tauchpartner kein Atemgas mehr zur Verfügung steht, muss gewährleistet sein, dass beide Taucher mit Gas-Sharing die Wasseroberfläche sicher von jedem Punkt des Tauchgangs aus erreichen. Als Faustregel gilt, dass für die meisten Notsituationen ein Drittel der Kapazität der Flaschen ausreicht. Es gibt aber auch Fälle, in denen ein Drittel nicht genügt, und andere Szenarien, in denen es viel zu hoch bemessen ist.

Zunächst eine Tauchflasche vollständig zu leeren und die Reserve komplett in der anderen Flasche zu belassen, ist kein sicheres Verfahren. Wenn die Luftzufuhr dieser Flasche ausfällt, ist der Taucher sofort in einer OOG Notsituation.

Ausbalancieren der Flaschen – Reglerwechsel

Um einen etwa gleichen Auftrieb beider Tauchflaschen sicherzustellen, müssen die Atemregler während des Tauchgangs gewechselt werden.

Wechsel nach einem Gasverbrauch von einem Sechstel

Eine Möglichkeit zur Aufrechterhaltung des gleichen Auftriebs der beiden Tauchflaschen besteht darin, den Atemregler zu wechseln, nachdem ein Sechstel der Gasmenge verbraucht ist. Folglich ist aus jedem Regler zweimal geatmet worden, wenn der Rückweg angetreten werden muss. Für den Weg zurück gilt dasselbe: Jeder Regler wird zweimal gewechselt, bis die Reserve von einem Drittel in beiden Flaschen erreicht ist.

Wechsel nach einem Gasverbrauch von einem Drittel

Eine Alternative besteht darin, die Atemregler bei einem Gasverbrauch von jeweils einem Drittel pro Flasche zu wechseln. Hierbei wird jeder Regler einmal vor dem Erreichen des Wendepunkts des Tauchgangs und einmal vor dem Erreichen des Reserveniveaus verwendet. Bei dieser Methode haben die beiden Tauchflaschen jedoch nicht den gleichen Auftrieb.

Entleeren einer Flasche bis auf ein Drittel mit anschließendem Reglerwechsel

Es ist keine allgemein akzeptierte Methode, eine Tauchflasche bis zur Reserve von einem Drittel zu leeren und danach auf die andere Flasche zu wechseln. Bei diesem Vorgehen hätte der Taucher beim Ausfall der vollen Flasche nur noch die Reserve der anderen Flasche zur Verfügung. In einer Notsituation mit Gas-Sharing steht dann möglicherweise nicht mehr genug Atemgas für einen Aufstieg zur Verfügung.

Ein regelmäßiger Wechsel stellt darüber hinaus sicher, dass beide Regler funktionsfähig bleiben. Das ist besonders wichtig, wenn Sidemount-Tauchen in einer schlick- oder schlammhaltigen Umgebung durchgeführt wird.

Critical Skills

Im Folgenden werden die Critical Skills beim Sidemount-Tauchen zusammengefasst, die von vielen Tauchorganisationen auf verschiedenen Niveaus vermittelt werden.

Level 1: Sporttauchen oder Basic Sidemount-Tauchen

  • Geräte-Konfiguration und Montage
  • Sicherheitskontrolle vor dem Tauchgang
  • Anlegen der Tauchflaschen an Land und auf der Wasseroberfläche (im flachen und im tiefen Wasser)
  • Abstiegsprozeduren
  • Tarierung und Trimm
  • Flossenschlagtechniken – Frog-Kick, Back-Kick, Helicopter-Turn, modified Flatter-Kick
  • Gas-Management (unabhängige Tauchflaschen)
  • Wechsel der Atemregler
  • Gas-Sharing – Spender und Empfänger
  • Positionierung der Flaschen und Trimm
  • Entfernen einer einzelnen Tauchflasche beim Schwimmen
  • Entfernen von beiden Tauchflaschen beim Schwimmen
  • Ausblasen der Tauchmaske in unterschiedlichen Körperpositionen
  • Aufstiegsverfahren mit dem Einsatz einer Markierungsboje

Level 2: Technisches oder Advanced Sidemount-Tauchen

  • Geräte-Konfiguration und Montage
  • Stage-Konfiguration und Montage
  • Prozeduren beim Wassereintritt
  • Abstiegsprozeduren
  • Tarierung und Trimm
  • Flossenschlagtechniken und Bewegungsarten – Frog-Kick, modified Frog-Kick, Back-Kick, modified Flatter-Kick, Helicopter-Turn, Pull and Glide, Finger-Walking
  • Mobilität beim Sidemount-Tauchen – Rückwärtsschwimmen
  • Gasplanung und -management einschließlich Dekompressionsgas
  • Team-Drills
  • Notfallübungen beim Durchtauchen von Engstellen
  • Schließen von Ventilen
  • Feather Breathing aus einem geschlossenen Atemregler
  • Austausch der Atemregler unter Wasser
  • Befestigen, lösen und Austausch der Stage-Flaschen im Wasser
  • Dekompressionsverfahren beim Sidemount-Tauchen
  • Durchführung aller Critical Skills (Level 1 und Level 2) in einer geschlossenen Umgebung (Höhle oder Wrack)

Kompatibilität eines Teams aus Sidemount- und Backmount-Tauchern

Die Sidemount-Konfiguration erfordert bei einer OOG Notsituation andere Techniken als die Backmount-Konfiguration. Deshalb sind standardisierte Sicherheitsprozeduren in gemischten Teams aus Sidemount- und Backmount-Tauchern nicht möglich.