Tipps für eine bessere Tarierung beim Tauchen

Tarierung in Perfektion
Tarierung in Perfektion. Foto: © Anion - Fotolia.com

Tarieren lernen – die richtige Tarierung beim Tauchen

Eine der wichtigsten Tauchfertigkeiten ist die neutrale Tarierung. Wenn man nicht in der Lage ist, seine Tiefe bewusst und sicher zu halten, können Tauchgänge ziemlich anstrengend werden. Zusätzlich steigt der Verbrauch der Atemluft deutlich und man wirbelt möglicherweise unbemerkt den Grund auf. Gute Taucher tarieren sich intuitiv und automatisch, ohne groß darüber nachzudenken.

Physikalische Grundlagen der neutralen Tarierung

Was passiert physikalisch gesehen während des Tauchens?

Auf den Körper wirken zwei entgegengesetzte Kräfte ein:

  • die Gewichtskraft, die den Taucher nach unten zieht.
  • die Auftriebskraft (der Auftrieb), die ihn nach oben drückt.

Bei diesem sogenannten archimedischen Prinzip geht die Dichte des Körpers und des Wassers in eine mathematische Formel ein. Ein Stein hat eine höhere Dichte als das Wasser, sinkt also nach unten („negative Tarierung“), während ein Stück Holz mit einer geringeren Dichte als Wasser oben schwimmt („positive Tarierung“). Auf das Tauchen übertragen, bedeutet das: Für eine neutrale Tarierung müssen Auftriebskraft und Gewichtskraft gleich groß sein. Ein Taucher erreicht das, indem er seine Gewichtskraft anpasst, bis ein Gleichgewicht zwischen den beiden Kräften eintritt.

Er hat dazu mehrere Möglichkeiten:

  • Verwendung zusätzlicher Bleigewichte
  • Veränderung der Luftmenge in der Tarierweste
  • Kontrolle der Atmung (Tarierung über die Lunge)

Die geeignete Tarierweste

Die Auftriebskraft der einzelnen Tarierwesten ist sehr unterschiedlich. Am besten wählt man ein Modell aus, das zu den eigenen Tauchfähigkeiten und Erfahrungen passt. Wer lediglich im Sommerurlaub ein paar Tauchgänge macht, ist mit einem Wingjacket für technisches Tauchen schlecht beraten. Die Tarierweste sollte natürlich gut passen und korrekt angelegt sein. Ansonsten ist die Aufrechterhaltung der horizontaler Wasserlage (Trimm) deutlich schwieriger.

Die Rolle des Tauchbleis

Für eine gute Tarierung ist es wichtig, die optimale Bleimenge auszuwählen. Sie ist vom Gewicht des Tauchers, der Ausrüstung und den Wasserbedingungen (Salz- oder Süßwasser) abhängig. Mit der richtigen Menge an Blei fällt eine neutrale Tarierung Anfängern wesentlich leichter.

Wird zu viel mitgenommen, entstehen zwei wesentliche Nachteile:

  • Die horizontale Lage des Tauchers im Wasser verschlechtert sich.
  • Das zusätzliche Gewicht muss durch eine erhöhte Luftmenge in der Tarierweste ausgeglichen werden.

Richtiges Abtauchen und Aufsteigen

Besonders Anfänger verwenden ihre Tarierweste gerne zum Auf- und Abstieg, indem sie Luft hinein- oder herauslassen. Solche unkontrollierten Manöver sind schlecht und potenziell gefährlich. Das Tarierjacket dient ausschließlich der neutralen Tarierung im Wasser.

Bei einem Multilevel-Tauchgang wird zuerst der tiefste Punkt angesteuert. Am besten nimmt man dabei frühzeitig eine horizontale Wasserlage ein. Mit zunehmender Tiefe komprimiert das Material des Tauchanzugs und verliert dadurch an Auftrieb. Der Taucher sinkt deshalb immer schneller nach unten. Dieser Effekt muss durch Luftzufuhr in das Jacket ausgeglichen werden. Erfahrene Taucher erreichen die maximale Tauchtiefe bereits mit einer neutralen Tarierung. Durch die Flossentechnik sowie eine Veränderung der Luftmenge in der Lunge (tieferes Einatmen) kann man auf ein anderes Level aufsteigen. Dort wird wiederum neutral tariert.

Die richtige Tarierung beim Tauchen

Das richtige Tarieren beim Tauchen ist unerlässlich. Foto: © Richard Carey – Fotolia.com

Einsatz des Inflators

Probleme bei der Tarierung können an der falschen Bedienung des Inflators liegen. Besonders in geringeren Tiefen wirkt sich etwas mehr Luft im Jacket deutlich aus. Deshalb sollte man nur kurz und dosiert den Inflator oder das Luftablassventil betätigen. Anschließend ist es wichtig, ruhig und gleichmäßig weiter zu atmen und anhand eines Bezugspunktes die Tarierung zu überprüfen. Mehrere kurze Luftstöße mit dem Inflator sind effektiver als ein einziger, längerer Luftstoß. Mit etwas Übung gelingt das neutrale Tarieren wesentlich schneller.

Darüber hinaus sollte man nicht ungeduldig werden. Wenn man Luft in das Jacket pumpt, dauert es einen Augenblick, bis die Wirkung spürbar wird. Eine zu rasche Nachregulierung macht die Tarierung schwierig. Für die Feinabstimmung ist es sinnvoll, durch eine gute Atemtechnik über die Lunge zu tarieren.

Tarierung durch Atemkontrolle

Ist ein Taucher neutral tariert, steigt er trotzdem bei jedem Atemzug ein wenig auf und sinkt beim Ausatmen wieder ab. Das ist vollkommen normal. Durch eine ruhige und gleichmäßige Atmung während des Tauchgangs wird diese Schwankung auf ein Minimum beschränkt. Hektisches Hyperventilieren oder ein Luftanhalten wirkt sich jedoch deutlich auf die Tarierung aus.

Wenn man tief einatmet und dann die Luft anhält, steigt man nach oben. Umgekehrt sinkt man nach unten, wenn die Lunge entleert wird. Diese Effekte lassen sich auch zur Tarierung nutzen. Anstatt Luft in das Jacket zu pumpen oder herauszulassen, kann man stattdessen kleinere Anpassungen der Tauchtiefe über die Lunge vornehmen. Mit etwas Praxis bekommt man ein besseres Gefühl für die Tarierung durch Atemkontrolle.

Übungen zur Tarierung

Um seine Tarierungsfähigkeiten zu verbessern, kann man einen oder zwei Tauchgänge ausschließlich zum Üben „opfern“. Nach kurzer Zeit geht das neutrale Tarieren in Fleisch und Blut über. Dadurch fühlt man sich beim Tauchen sicherer, traut sich mehr zu und verbraucht darüber hinaus weniger Atemluft. Eine gute Möglichkeit, an seiner Tarierung zu arbeiten, besteht auch im Schwimmbad. Ohne größere Ablenkungen können Übungen wie Hovern und Pivotieren trainiert werden.

Der obligatorische Sicherheitsstopp in einer Wassertiefe von fünf Metern bietet ebenfalls eine gute Gelegenheit, am Ende eines Tauchgangs an seiner Tarierung zu feilen. Man sollte jedes Mal versuchen, die ganze Zeit die Tiefe exakt zu halten mit einer Toleranz von höchsten 30 Zentimetern. Zur Kontrolle beobachtet man dabei den Tauchcomputer und achtet auf seine Atmung. Für Anfänger ist es nicht einfach, mit einer fast leeren Tauchflasche in dieser geringen Tiefe eine neutrale Tarierung zu erreichen. Mit der Zeit gelingt das jedoch immer besser.

Wie heißt es so schön im Volksmund: Übung macht den Meister.

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Eine Antwort

  1. Jan sagt:

    Ja, da können alle Taucher ein Lied von singen. Tarierung – das A & O für sicheres und entspanntes Tauchen. Wenn man überlegt, wie schnell man durch die Tauchausbildung insbesondere beim Urlaubsaufenthalt geschossen wird, ist es nicht weiter verwunderlich, wie viele Taucher Probleme beim Tarieren haben!

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