Hans Hass

Hans Hass

Der österreichische Zoologe Hans Hass (bis in die 1950er Jahre Haß geschrieben) gilt als einer der bedeutendsten Meeresforscher des 20. Jahrhunderts. Mit 52 Büchern und mehr als 100 Filmen machte der Tauchpionier die Schönheit der Unterwasserwelt einem breiten Publikum zugänglich. Sein besonderes Interesse galt dem Schutz der Haie. Hans Hass schuf die Voraussetzungen für die Entwicklung der ersten Lungenautomaten. In seinen späteren Lebensjahren entwickelte er Theorien über wirtschaftliche Zusammenhänge und engagierte sich für den Umweltschutz.

Wichtige Stationen im Leben von Hans Hass

Hans Hass wurde am 23. Januar 1919 als Sohn von Rechtsanwalt Hans Haß und Margaretha Antonia (Meta) Haß in Wien geboren. Im Jahre 1937 schloss er die Schule (Theresianum in Wien) mit der Matura ab. Um in die Fußstapfen seines Vaters treten zu können, studierte Hass zunächst in Wien Rechtswissenschaften. Durch seine große Liebe zur Unterwasserwelt inspiriert, wechselte er 1940 an die Universität Berlin und nahm dort das Studium der Biologie auf. Im Jahre 1944 promovierte Hans Hass im Fachbereich Zoologie. Für die Forschungen zu seiner Doktorarbeit verwendete er die ersten autonomen Rebreather-Systeme.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Hans Hass nicht zum Militärdienst eingezogen. Aufgrund einer Gefäßerkrankung der Beine (Raynaudsyndrom) war er nicht in der Lage, längere Strecken zu Fuß zurückzulegen. Bis zum Kriegsende widmete er sich dem Studium und seiner zweiten großen Leidenschaft: dem Unterwasserfilm. Am 30. Juni 1945 heiratete Hass die bekannte deutsche Schauspielerin Hannelore Schroth. Aus der Ehe ging der Sohn Hans (1946 bis 2009) hervor. Die Beziehung endete 1950. Im selben Jahr heiratete er seine zweite Frau, Lotte Baierl. 1957 wurde die gemeinsame Tochter Meta geboren. Am 16. Juni 2013 starb Hans Hass in Wien im Alter von 94 Jahren. Er vermachte seinen Nachlass dem Naturhistorischen Museum.

Hans Hass

Foto: † Hans Hass

Meeresforschung und Unterwasserfilme

Im Jahre 1939 unternahm der Österreicher seine erste Forschungsreise nach Bonaire und Curaçao. Er drehte dort erstmals einen Unterwasserfilm unter Verwendung der freischwimmenden Filmmethode. Für seine zweite Expedition mietete Hass 1942 ein Schiff in der griechischen Stadt Piräus. Er segelte damit mehrere Monate durch die Ägäis sowie zu den Nördlichen Sporaden bis nach Kreta. Während der Expedition gelangen ihm für die damalige Zeit spektakuläre Unterwasserfotos und -filmaufnahmen. Unter anderem zeigte er eine Gruppe bekannter Dynamitfischer bei ihren Aktivitäten unter Wasser.

Bis Kriegsende war Hans Hass in Potsdam in den Babelsberger Filmstudios tätig. Dort bearbeitete er das Filmmaterial seiner Ägäisexpedition. Sein erster Film „Menschen unter Haien“ wurde 1947 in Zürich uraufgeführt. Das Werk stellt die Geburtsstunde der modernen Meeresforschung dar und gilt heute als einer der bedeutendsten Beiträge des Unterwasserfilms. 1951 kaufte Hass den Rumpf eines Segelschiffs, den er zu einer Forschungsstation auf- beziehungsweise umbaute. Der Dreimastschoner mit dem Namen Xarifa lief 1953 zu seiner ersten Forschungsreise aus. Diese dauerte rund neun Monate und führte von Hamburg über die Azoren, die Karibik, durch den Panamakanal bis zu den Galapagosinseln. Die zweite Xarifa-Expedition dauerte ein Jahr und begann im französischen Cannes. Von dort ging es durch das Rote Meer, zu den Malediven bis nach Singapore.

Der Tauchpionier produzierte insgesamt 105 kommerzielle Filme. Viele davon zeigten ihn selbst sowie seine zweite Frau Lotte. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig im Jahre 1951 wurde der Hans Hass Film „Abenteuer im Roten Meer“ mit dem internationalen Preis für lange Dokumentarfilme ausgezeichnet. Der Film „Unternehmen Xarifa“ gewann 1959 sogar einen Oscar für die außergewöhnliche Unterwasserfotografie. Im Jahre 2010 wurde die erste Tauchexpedition von Hans Hass im Roten Meer von ZDF und ORF als Fernsehfilm produziert. Die weibliche Hauptrolle spielte Yvonne Catterfeld als Lotte Hass. Bei den Unterwasserstuntszenen wurde Catterfeld von der deutschen Apnoetaucherin Anna von Boetticher gedoubelt. Von der Historical Diving Society (USA) wird seit 2003 der Hans Hass Award an Menschen verliehen, die sich in besonderer Weise für den Erhalt und den Schutz der Meere einsetzen.

Technische Entwicklungen von Hans Hass

Bereits 1938 machte Hass die ersten Unterwasserfotos in der Nähe von Dubrovnik. Dazu verwendete er eine serienmäßige Kamera, für die er selbst ein wasserdichtes Gehäuse entwickelt hatte. Ab 1940 entstanden auf diese Weise erste Farbfotos. Nach dem Krieg nutzte Hass seine Erfahrungen auf dem Gebiet der UW-Filme und der UW-Fotografie. Gemeinsam mit der österreichischen Firma AKG Acoustics brachte er 1950 das Unterwassergehäuse „Leica System Hans Hass“ mit einem elektronischen Blitzgerät auf den Markt. Im Jahre 1954 folgte in Kooperation mit der Firma Rollei das Unterwassergehäuse „Rolleimarin System Hans Hass“. Das System Rolleimarin erwies sich als überaus erfolgreich und blieb bis Mitte der 1970er Jahre das Standardwerkzeug für professionelle Unterwasserfotografen.

Aus einem Atemschutzgerät (Tauchretter) entwickelte Hass 1941 sein erstes Schwimmtauchgerät. Damit ist er der Begründer des autonomen Tauchens und des modernen Gerätetauchens (Suba Diving). Ab 1948 wurde das Gerät unter der Bezeichnung „Kleintauchgerät Modell 138“ über die Firma Dräger vertrieben. Als Nachfolger des Schwimmtauchgeräts stellte Hass den Prototyp eines Heliox-Rebreathers her. Dieser konnte jedoch nicht zur Serienreife gebracht werden.

Sonstige Entwicklungen des Tauchpioniers:

  • 1949: weltweite Patente für eine neue Methode, bei der durch elektromagnetische Signale Fischschwärme gesteuert und Haie abgewehrt werden können (Elektro-Marina).
  • 1955: Mitentwicklung und Vermarktung von Taucheruhren (Enicar Sherpa).
  • 1956: neues patentiertes Design für Tauchflossen (der sogenannte Superfish).
  • 1973: Bau einer Unterwasserstation (Almeria, Spanien).
  • 1977: Entwicklung kleiner U-Boote für Tiefseeforschung, Ölexploration und Tourismus gemeinsam mit der deutschen Firma Bruker Physik-AG (heute Bruker Corporation).
  • 1983: Erfindung und Vertrieb des weltweit ersten Dekompressionscomputers unter dem Namen „Hans Hass Deco-Brain“.

Energontheorie

Nachdem Hans Hass im Jahre 1960 sein Forschungsschiff Xarifa verkauft hatte, wandte er sich vor allem wissenschaftlichen Fragestellungen zu. Mit seiner sogenannten Energontheorie versuchte er, die Gesetzmäßigkeiten der Evolutionsbiologie auf menschliche Gesellschaftsstrukturen zu übertragen. Unter anderem ging Hass davon aus, dass sich Wirtschaftsunternehmen aufgrund derselben Naturgesetze entwickeln, nach denen sich auch das Leben auf unserem Planeten entfaltet. Seine neuen Denkansätze trafen anfangs auf große Skepsis unter etablierten Wissenschaftlern. In den 1970er Jahren erkannten einige Wirtschaftsexperten die praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Energontheorie und ermöglichten dem Tauchpionier die Durchführung von Managerseminaren zu diesem Thema. Dadurch konnte Hans Hass viele Führungskräfte mit seiner „Energo-Kybernetischen Strategie (EKS)“ vertraut machen.

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